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Was war daran Demokratie? Der Erfahrungsaustausch

Demokratie – keiner kommt bei der Lernstatt um dieses Thema herum. Doch was genau ist das eigentlich in unseren Projekten? Dieser Frage haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lernstatt in sieben Kleingruppen am Donnerstag gestellt. Der Erfahrungsaustausch und die Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Projekte standen hierbei im Vordergrund. Vorausgegangen war dem schon ein gründliches Studium der Projektausstellung am Vortag. In der Präsentation der Ergebnisse nach den Diskussionsrunden des Vormittags hatten die Gesprächsteilnehmer der sieben von Mitgliedern der Jury moderierten Gruppen gute Möglichkeiten, auf der Bühne ihre Thesen, Forderungen und Stichworte zur Demokratie zu präsentieren – zugleich mussten sie Darstellungsfähigkeit und originelle Präsentationsideen entwickeln, um die Aufmerksamkeit ihres Publikums zu gewinnen.

Demokratie – ein Kraftakt?

Schon die erste Gruppe macht klar, dass es erstmal einen ordentlichen Kraftakt benötigt, um  aus einer kleinen Idee eine These oder eine Botschaft werden zu lassen. Wie Statuen stehen die Mitglieder der Gruppe im Rampenlicht, jeder mit einem Buchstaben in der Hand. Das reinste Kauderwelsch scheint sich zunächst anzudeuten, einzig bei den vorderen Akteuren lässt sich das Wort „Idee“ erkennen. Doch schließlich erwachen die „Statuen“ zum Leben, es wird getuschelt und geflüstert auf der Bühne. Im Publikum werden gespannt die Ohren gespitzt und die Gruppe ordnet sich neu: Zuerst entsteht ein heilloser Buchstabensalat. So schält sich eine schöne Metapher heraus für die Schwierigkeiten, die auf dem Weg von der Idee zum fertigen Projekt entstehen. Doch beim zweiten Anlauf klappt es dann: Mit dem Spruch „MITEINANDER - etwas bewegen“, verlassen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften die Bühne. „Etwas bewegen wollen, es tun und Erfolg haben“, so fassen die Moderatoren Leonie Kusch und Markus Vogelsang den Ablauf dieses kleinen Präsentationsprojekts zusammen.

Abgelöst werden sie von der zweiten Gruppe, die auch auf die visuellen Reize mit ihren Plakaten setzen. Auch hier steht die Idee am Anfang auf einem Blatt, doch trifft sie zunächst hauptsächlich auf die bekannten Gleichgültigkeitsbotschaften: „Egal“-, „kein Bock“- oder „Morgen vielleicht“ –Blätter werden hochgehalten. Erst nach und nach gesellen sich auch „Ich bin dabei“- Plakate samt zugehöriger Personen hinzu. Bis nachher schließlich die junge Dame, die die Idee verkörpert im wahrsten Sinne des Wortes auf Händen getragen wird. Die dritte Gruppe hat ihre Mitglieder in der ganzen Halle verteilt. Auf die Frage was Demokratie bedeutet, schallt es dann aus allen Richtungen „Respekt“, „Zivilcourage“ oder „Bildung“. Langsam versammeln sich immer mehr der Teilnehmer um die am Anfang so einsam ihre Fahnen schwingende junge Frau in der Mitte. Doch die fordernde Frage nach der Demokratie, die symbolisch mit der „republikanisch“ anmutenden Demokratie-Fahne geschwungen wird, bleibt bis am Ende offen – bevor alle sich zur Demokratie bekennen. Ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie der Begriff Demokratie szenisch und mit Empathie dargestellt werden kann.

Demokratie: auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung

Auch die nächste Gruppe hat sich thematisch mit dem Vokabular der Demokratie auseinandergesetzt. Wieder sind es Plakate, die dies verdeutlichen. Doch es tauchen immer neue Begriffe auf, so ist von „Menschen helfen“ über „Widerstand leisten“ bis hin zu Demokratie als „sinnvoller Freizeitbeschäftigung“ alles dabei. Die fünfte Gruppe hat sich unter dem Motto „Poesie und Bewegung“ angekündigt. Auch sie spielt mit den Begriffen, die für sie Demokratie ausmachen. Doch bringt sie gleichzeitig auch noch ein bisschen Action auf die Bühne: „Zu viel heiße Luft und nix dahinter“, wird eine provozierende Frage gestellt, während ein Kind diese „bürgerferne Demokratie“ gegenständlich als Luftballon zerplatzen lässt. Demokratie ist in den Schulprojekten – so die Botschaft – eben nicht nur „heiße Luft“, sondern ein weg, „bestehende Grenzen zu überschreiten“ – sprachs und die Truppe springt symbolisch von der Bühne Richtung Publikum.

Nach dieser doch recht bewegten Gruppe kommt eine Art „Plakatbus“ daher. Hinter einem großen Plakat, auf dem – wie könnte es anders sein – Demokratie noch einmal ganz neu und ganz anders definiert wird, sind es die Teilnehmer, die jeder kurz ihr Projekt in einem Satz umreißen. Auch hier zeigt sich beeindruckende schulpraktische Vielfalt. Die letzte Gruppe setzt einen lauten und „funkigen“ Schlusspunkt unter die Präsentation: Einem der Schüler hat es das Beatboxen besonders angetan und er untermalt das Vorstellen der einzelnen Projekte mit diesem Rhythmus. Der Refrain, der sich um das „Wir“ und das „Miteinander“ dreht, wird von allen begeistert gerappt, und von dem Publikum wird die Vorstellung auch entsprechend honoriert.

So unterschiedlich die Ergebnisse auch sind, überall in den Schulprojekten ist eine zentrale Gemeinsamkeit sichtbar geworden: Mitmachen, Ideen aufgreifen und selbst gestalten, sich in die öffentlichen Angelegenheiten einmischen und an die Grenzen der etablierten schulischen Lernformen gehen – das sind Ansatzpunkte der herausragenden Demokratie-Projekte der Lernstatt 2007 in Jena.

(Katharina Dellbrügger, Conrad-von-Soest-Gymnasium Soest, 10.06.07)

 

12.06.2006 (MF)

 
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