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"Lernstatt Demokratie regional Thüringen 2003"

- eine Tagung des ThILLM in Zusammenarbeit mit dem Förderprogramm Demokratisch Handeln vom 19. bis 21. März 2003
Demokratie lernen und politische Bildung sind aktuelle und ständige Aufgaben zugleich. Diese Veranstaltung bietet Möglichkeiten, diese herausragende Aufgabe von Schule zu diskutieren und auf ihre praktischen Möglichkeiten hin anschaulich zu prüfen: Ausgehend von den eigenen Arbeiten und Projekten diskutieren Lehrerinnen und Lehrer aus Thüringen sowie einige Gäste aus Schulen des Stadtstaates Bremen über die Erziehung zur Demokratie im Angesicht vieler aktueller Probleme. Da steigen ständig die Erwartungen an Schule, sie soll richten, was in Gesellschaft und Familie zum Problem wird; da steigt der Druck auf Leistung und Qualität dessen, was Schule ermöglicht oder ermögliche soll: Lernen und Bildung, Mündigkeit und Autonomie - PISA, TIMSS und die allgemeine Neigung, in Strategien der Evaluation und des Vergleichs die Herausforderung Schule zu bearbeiten, markieren diese Tendenz. Und - nicht zu vergessen - gerade in den Tagen dieser Reflexion auf das eigene berufliche Tun von Lehrerinnen und Lehrern beginnt der zweite Irak-Krieg. Schule soll Gewalt vermeiden, intervenieren und präventiv wirken - wie kann sie zugleich die Anwendung von Gewalt in der internationalen Politik Kindern und Jugendlichen verständlich machen?

Diese und viele weitere Fragen nach Bedingungen und Grenzen einer Schule, in der die Demokratie und die Projektpädagogik eine entscheidende Rolle spielen markieren Eckpunkte einer vielfältigen Diskussion, in der sich die Kolleginnen und Kollegen kritisch mit ihrer eigenen Arbeit auseinandergesetzt haben. Zunächst wurden eigene Projekte -Erfahrungen, Vorstellungen und Pläne - anhand einer Ausstellung von Texten, Fotos und Dokumenten vergegenwärtigt und auf ihren Anregungsgehalt, ihre Eigenheiten und die Übertragbarkeit in andere schulische Kontexte hin diskutiert. Zwei Arbeitsgruppen haben sich intensiv mit solchen Fragen auseinandergesetzt, zum einen unter dem Aspekt der Verbesserung von Kommunikation, Umgang untereinander in der Schule und Konfliktmanagement, zum anderen in Hinsicht auf die materiellen, ideellen und professionsspezifischen Anforderungen und Voraussetzungen für eine solche pädagogische Praxis.

Abschließend wurde die Perspektive verändert: weg von der Unmittelbarkeit eigenen schulischen Handelns hin zu theoretischen Konstrukten und Begründungen von "Demokratie Lernen und politischer Bildung". In einem Fachvortrag wurden aktuelle Kontroversen zwischen Fachdidaktik und Schulpädagogik - die sich in ihren Entwürfen und Beschreibungsmustern für demokratische Erziehung doch wesentlich unterscheiden - sowie neuere Kategorien und theoretische Begründungsmuster aus der fachdidaktischen Diskussion vorgestellt.

Erneut hat sich gezeigt, dass der Wettbewerb "Förderprogramm Demokratisch Handeln" nicht nur schulisches Erfahrungslernen heraushebt und anerkennt, sondern durch die Moderation eines fachlichen Gespräches zur gezielten Weiterentwicklung von Projektansätzen beitragen kann. Die unkonventionelle räumliche Situation und die eigene Atmosphäre, die das Baudenkmal Umspannwerk Jena-Nord auszeichnen - Domizil der IMAGINATA und auch Heimstatt der Geschäftsstelle des Förderprogramms Demokratisch Handeln - hat sehr zur Konzentration beigetragen. Wer diskutiert schon einmal in ehemaligen Trafoboxen und ist zugleich außerhalb üblicher Routinen und Räume schulischer Arbeit. Am Ende jedenfalls war klar geworden: Das wollen wir fortsetzen - der nächste Termin steht schon fest: März 2003, wieder im Umspannwerk mit dem Schwerpunkt thüringer Schulprojekten und einigen Gästen aus anderen Bundesländern. Die "Regionale Lernstatt Demokratie Thüringen" - das hat nun schon fast Tradition.

Wolfgang Beutel