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Der vierte "Tag der Talente" in Berlin - Ein Beitrag zum Engagement des Bundes in der Schule

Bereits zum vierten Mal veranstaltete das Bundesbildungsministerium den Tag der Talente und lud auch in diesem Jahr rund 300 Jungtalente aus ganz Deutschland nach Berlin ein. Vom 5. bis zum 7. September bot sich den Teilnehmenden nicht nur ein angenehm spätsommerliches Berlin, sondern vor allem eine Vielzahl von Workshops und Diskussionsrunden. Die Kulisse des diesjährigen Tags der Talente - das TIPI-Zelt als Veranstaltungsort - befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Kanzleramt, somit im Herzen des politischen Berlins. Dieser Ort ist von den Machern gewählt worden, um - der Presseverlautbarung folgend, das ganze Land auf die Talente aufmerksam zu machen. Preisträger aus mehr als zwanzig Wettbewerben, die nicht nur wie „Demokratisch Handeln“ und „Jugend forscht“ vom BMBF gefördert werden, sondern auch Preisträger des „Wettbewerbs zur politischen Bildung“ der Bundeszentrale für politische Bildung und erstmals die Sieger des Schülerzeitungswettbewerbes des „SPIEGEL“ wurden eingeladen - es geht um die gesamtstaatliche Verantwortung für Begabungsförderung, das ist dem BMBF gut anzurechnen.

Talentförderung als Individualisierung

In ihrer Begrüßung weist Dr. Susanne Schmidt, Abteilungsleiterin für Strategie und Grundsatzfragen im BMBF darauf hin, dass Sie „Deutschland als Talentschmiede sehen will, in der alle Talente entdeckt werden“ und „jeder Zugang zu Studium und Ausbildung haben muss“. Talente sind also nicht nur Träger von Spitzenleistungen oder „Eliten“, vielmehr meint Talentförderung in diesem Sinne einen individualisierenden Zugang zu den Stärken der einzelnen Kinder und Jugendlichen, für die die Schulen in Deutschland nicht nur Bildungsangebote machen, sondern Verantwortung tragen. Auch beschränkt sich Begabung nicht nur auf Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, „Begabung ist überall“, auch an Haupt- und Realschulen - ja natürlich auch an Einrichtungen der Förderpädagogik und des Beruflichen Schulwesens: „Jeder muss weiterkommen, egal wo er oder sie angefangen hat“. Deshalb fördert das BMBF beispielsweise unter anderem begabte Fachkräfte mit Hilfe des Aufstiegsstipendiums, um die Aufnahme eines Studiums zu erleichtern. Demnächst wird das inzwischen 1500. Stipendium vergeben. Abschließend wünscht sich Frau Schmidt, „dass Deutschland bekannt werden soll, als Land, indem jeder sein Talent ausbilden kann.“ Über die Möglichkeiten eines Stipendiums konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt informieren, stellten sich doch alle elf Begabtenförderungswerke vor und klärten über die verschiedenen Fördermöglichkeiten auf, wovon die teilnehmenden Talente auch regen Gebrauch machten.

Tag der Talente: Bereits eine „Institution“?

Mittlerweile hat sich die Arbeitstagung „Tag der Talente“ etabliert und bot den Teilnehmenden am Sonntag die Möglichkeit, sich in einem der 15 interessanten Workshops inhaltlich auf ein neues Themengebiet einzulassen. Das Angebot reichte dabei von Klimaerwärmung und Zukunftsforschung zu Workshops mit musisch-künstlerischer Ausrichtung oder einem Gründerworkshop und einem Workshop zur Jugendsprache. Kurzum: Es war für jeden etwas dabei. Begleitet wurden die Workshops dabei durchweg von namenhaften Institutionen und Workshopleitern. Die „Erwachsenen“ konnten sich in einem eigenen Workshop mit dem Titel „Wer fördert wen? – Junge Talente erkennen und beflügeln“ intensiver mit den Entwicklungen der Talentförderung befassen und sich zu Fragen der Begabtenförderung austauschen. Hier spielte die Arbeitsgemeinschaft bundesweiter Schülerwettbewerbe durch Moderation, Beratung und Begleitung eine sichtbare Rolle.

Noch am selben Abend dieses Workshoptages wurden dessen Ergebnisse vorgestellt und jeder konnte sich von der Arbeit und den Erkenntnissen der Anderen ein Bild machen, bevor die Geselligkeit und der informelle Austausch zum Zuge kam -  beim Buffet oder beim ausprobieren der zahlreichen Spiele des Ideenparks.

Begabungen fordern und fördern

Der abschließende Montag begann mit einem musikalischen Auftakt, an den sich die Rede der von Bundesbildungsministerin Annette Schavan anschloss. Ganz dem Motto des diesjährigen Tags der Talente entsprechend betont sie, dass „am Anfang Begeisterung steht“ und die vergangenen Tage es ermöglichen sollten, andere Talente und Bereiche kennen zu lernen, um zu erfahren, was die anderen Teilnehmer tun und welche Möglichkeiten individuellen Lernens und eigener Entwicklung es im deutschen Bildungswesen gibt. Die Ministerin vergaß auch nicht, denjenigen zu danken, die oftmals im Hintergrund stehen und dennoch einen erheblichen Beitrag dazu leisten, Talente zu finden, zu fordern und zu fördern: Eltern, Juroren und die Organisatoren der Wettbewerbe leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass Begabungen auch gefördert werden. Da Talent entscheiden soll und nicht der Geldbeutel der Eltern, stellte Frau Schavan erstmalig den Stipendiumslotsen des BMBF vor. Der Stipendiumslotse ist eine Onlinedatenbank, mit deren Hilfe man unter zahlreichen Angeboten nach geeigneten Stipendien suchen kann, wovon die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich im Anschluss der Veranstaltung sogleich selbst informieren konnten.

Ein besonderes Highlight war der Redebeitrag des Nobelpreisträgers Harald zur Hausen. In seiner freien Rede beschrieb er an diesem Montagvormittag nicht nur die wesentlichen Etappen, die zur bahnbrechenden Entdeckung führten, dass humane Papillomviren entscheidend für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind, sondern auch wie man einen Nobelpreis bekommt: „Man muss Begeisterung zeigen, in der Lage sein, längere Durststrecken zu überstehen; quer denken und nicht an alle Dogmen glauben – und letztlich gehört auch Glück dazu.“ Ebenso gehe der Nobelpreisverleihung ein eigener Wettbewerb voraus, so dass sich Harald zur Hausen nicht nur ausgesprochen positiv über den Tag der Talente äußerte, sondern die zahlreichen Wettbewerbe als eine großartige Idee lobte. Mit dieser Wahrnehmung geadelt, dürfen die Wettbewerbe in der Begabungsförderung des BMBF und anderer Träger zu Recht hoffen und ggf. auch darauf pochen, dass ihnen in ihrer nicht immer einfachen Arbeit die gesamtstaatliche Unterstützung gewährt wird, die sie benötigen!

Abschließend würdigte Frau Schavan jeweils eine Vertreterin oder einen Vertreter jedes Wettbewerbes – gewissermaßen repräsentativ für alle Teilnehmenden –, wobei zum abschließenden Gruppenfoto eine Lichtinstallation aus den am Vortag individuell gestalteten Energiesparlampen enthüllt wurde, die zusammen den Schriftzug „Begeisterung“ bildeten: So bot der vierte „Tag der Talente“ ein für alle Beteiligten reiches und nutzbares Programm, bei dem hoffentlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur Würdigung für ihre bisherigen Leistungen erfahren haben, sondern sich durch Austausch von Ideen, durch Anerkennung und Neugierde auch neue Perspektiven eröffnen durften, um sich frei nach dem Motto des ganzen Unternehmens mit „Begeisterung“ weiter engagieren zu können. Wir sind gespannt auf den fünften und damit fast schon ersten „runden“ Tag der Talente im Jahr 2010!

(Mario Förster, Jena im Oktober 2009)

 
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