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Praxisforum "Zivilcourage lernen"

Im Anschluss an die 3. Internationale Konferenz zur Holocaustforschung fand das Praxisforum "Zivilcourage lernen" statt. In dessen Rahmen präsentierten sich internationale und nationale Praxisbeispiele zur Förderung von Zivilcourage und Toleranz. Auch das Förderprogramm Demokratisch Handeln wurde in diesem Kontext pädagogisch-erzieherischer Präventionsversprechen präsentiert. Bei einer Postersession konnte sich das Förderprogramm für Jugend und Schule auch während der Internationalen Konferenz vorstellen. Insbesondere die geförderten Projekte der letzten Ausschreibung, die das Thema "Umgang mit der NS-Zeit, Gedenken, Mahnen und Erinnern" zum Inhalt hatten, fanden bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung großes Interesse und konnten aktuelle Tendenzen und Entwicklungen zur Bearbeitung des Konferenzthemas in den Schulen anschaulich vermitteln.

Eröffnet wurde das Praxisforum durch einen Vortrag des Psychologieprofessors Philip George Zimbardo (Stanford Universität). Thematisiert wurden von ihm der "Luzifer-Effekt" und die Helden guter Taten. Basierend auf dem legendären Stanford Prison Experiment stellte Zimbardo die potenzielle Verwicklungsfähigkeit, die mögliche Betroffenheit eines jeden Individuums anschaulich dar und machte deutlich, dass das Böse in jedem von uns schlummert und der Eintritt in diese Welt der Gewalt bisweilen partiell verdeckt zu sein scheint.

Anschließend betrachtete der Leipziger Geschichtsdidaktiker Alfons Kenkmann das prosoziale Verhalten unter totalitären Bedingungen. Kenkmann kritisierte vor allem die schulischen Curricula und deren wenig praktikable Umsetzungsperspektiven bei der Behandlung der Themen "Holocaust, Staatliche Gewalt, Völkermord". Hier sind Geschichts- und Politikdidaktik, eigentlich die Schulpädagogik insgesamt weiterhin gefordert, angemessene Lernformen und -figuren zu finden.

In sieben Workshops wurde am Nachmittag die Arbeit fortgesetzt. Es bestand die Möglichkeit, weitere nationale und internationale Praxisbeispiele kennenzulernen. Auch hier standen Handlungsspielräume und die Bedeutung des prosozialen Verhaltens im Vordergrund.

Abschluss des Praxisforums stellten das Kennenlernen von vier Berliner Praxisbeispiele dar. Die Exkursionen führten in das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, die Gedenkstätte Stille Helden, das Anne Frank Zentrum Berlin und die Ausstellung "7x jung".

Mit der Verbindung von internationaler Wissenschaftskonferenz und dem Forum der Praktiker ist inzwischen eine interessante Veranstaltungsform entwickelt worden. Es ist zu hoffen, dass auch zukünftig Tagungen dieser Art stattfinden werden, die sich weiterhin mit der Auseinandersetzungen und Aufarbeitung des Nationalsozialismus beschäftigen und den Dialog zwischen Theorie und Praxis in beide Richtungen führen. Denn auch Bundesinnenminister Thomas de Mazière hat den Präventionswert demokratischer Verhältnisse, die sich nicht alleine nur auf staatliche Institutionen, sondern personenbezogenes Handeln und Engagement berufen können, herausgestellt: "Wie wertvoll die Demokratie ist, und dass sie auch etwas ist, was jeder von uns durch aktives Engagement erhalten und bewahren muss – das wird allzu häufig als zu selbstverständlich angesehen."

(Arila Feurich, Mario Förster, Jena/Göttingen)

(01.11.2011, LR)

 
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