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Preisverleihung des "Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreises für Demokratie lernen und erfahren"

Die Verleihung des „Hildegard Hamm-Brücher Förderpreises für Demokratie lernen und erfahren“ fand dieses Jahr in den wunderschönen Räumen des körberForums statt. Neben Dr. Heinrich Bedford-Strohm (EKD-Vorsitzenden und Bayerischer Landesbischof) wurden auch zwei Projekte des bundesweiten Wettbewerbs „Förderprogramm Demokratisch Handeln“ ausgezeichnet. Musikalische Unterhaltung lieferte der Beatboxer Mazn.

Nach ein paar einleitenden Worten von Dr. Wolfgang Beutel, Geschäftsführer vom Förderverein Demokratisch Handeln e.V., moderiert uns Lilo Berg durch den Abend. In der Laudatio von Steffen Reiche wird der Tenor für den Abend gelegt: Religion und Demokratie spielen eine entscheidende Rolle für die Gegenwart und die Zukunft unserer Gemeinschaft. Dr. Heinrich Bedford-Strohm macht deutlich, dass eine Dialektik der Political Correctness zu Denkverboten führen kann. Meinungsfreiheit bedeute nicht, dass Ängste befeuert, Fakten gefälscht und Andere abgewertet werden sollten. Dieser Vorgang müsse daher rechtzeitig unterbunden werden. Man muss immer Rückfragen stellen dürfen. Mitgefühl, so unterstreicht er, sei eben keine „Macke“ von sogenannten Gutmenschen, sondern der Dreh- und Angelpunkt einer demokratischen Gesellschaft. Um es mit einem Satz zu sagen: die Würde des Menschen ist unantastbar.

Bedford-Strohm ruft dazu auf, dass sich wieder öffentlich eingemischt werden müsse. Demokratische Staaten und Gemeinschaften müssen wieder mit Leidenschaft erfüllt werden. Und dabei komme auch der Religion eine tragende Rolle zu. Sie solle eine öffentliche Theologie entwickeln. Der Grundkonsens bestehe schließlich im Humanismus, dieser müsse gestärkt werden. Dazu ist auch eine selbstkritische Haltung der Kirchen von Bedeutung. Die Heiligen Schriften und religiöse Traditionen müssen kritisch überprüft werden, damit sie nicht als Rechtfertigung für Leid (aus-)genutzt würden. Bereits Luther konnte uns einen Weg weisen, wie für die Stärkung von Zivilcourage eingetreten werden kann. Freiheit bewähre sich schließlich darin, dass wir uns für andere einsetzen. Die Herstellung der Kultur des Andenkens und des Diskurses, statt Anschuldigungen wünscht sich Bedford-Strohm. Dazu braucht es Liebe zur Heimat und Kraft zur Inklusion sowie Freude an der Vielfalt.

Ausgezeichnete Projekte aus Schule und Jugendarbeit


Der „Hildegard Hamm-Brücher Förderpreis für Demokratie lernen und erfahren“ wird zudem an zwei Schulprojekte aus der jeweiligen Best-Practice-Auswahl der Lernstatt Demokratie vergeben.

In dem ersten der beiden ausgezeichneten Projekte, „Kein deutscher Land“ wird eben jene – von Herrn Bedford-Strohm benannte - Kultur der Inklusion und Vielfalt bearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums aus dem Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg behandeln in ihrem Theaterstück intensiv das Thema einer deutschen Identität und wie sich eine solche konstituiere. Was kennzeichnet ihren Stadtteil, wie radikalisieren sich Menschen? Mit diesen und vielen weiteren (Tabu-)Fragen konnten sie nicht nur eine intensive Auseinandersetzung in Hamburg anregen, sondern auch über die Landes- und Bundesgrenzen hinaus mit ihrem Theaterstück Diskussionsstoff liefern. Das zweite ausgezeichnete Projekt „Wir schaffen das!“ geht auf eine Schülerinitiative von Daniel Rupp aus Boizenburg zurück. Als er rechtsextreme Anzeichen an seiner ehemaligen Schule wahrnimmt, initiiert er mit weiteren engagierten Schülerinnen und Schülern einen Projekttag, der zu einer vertieften Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen Themen anregen soll, gegen schulinternen Widerstand. Die Demokratie ist für ihr Fortbestehen auf das Zeigen von Haltung angewiesen. Genau diese beweist das Projekt vorbildlich.

Die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen „Hildegard Hamm-Brücher Förderpreises für Demokratie lernen und erfahren“ arbeiten auf bemerkenswerter Weise für eine offene, freiheitliche und solidarische Gesellschaft, indem sie kritisch hinterfragen, auf die Probe stellen und Demokratie leben.

Jugend und Politik im Dialog


Im letzten Teil des Abends werden Dr. Heinrich Bedford-Strohm und zwei Vertreter der ausgezeichneten Projekte für einen Dialog zwischen Jugend und Politik auf die Bühne eingeladen. Ergänzt werden sie von Steffen Reiche, Dr. Jan Hofmann und Heiko Geue (Leiter „DemokratieLeben“ im BMFSFJ). In der Podiumsdiskussion finden die zuvor angeklungenen Themen um die Sicherung der demokratischen und deutschen Gesellschaft zusammen. Es ginge darum klare Kante und maximale Offenheit zu zeigen. Grundwerte müssen die Essenz der deutschen Gesellschaft sein. Es gehöre, keine Religion pauschal zu verurteilen, sondern eine gemeinsame Gesprächskultur zu fördern. Denn nicht Religionen seien das Hauptproblem unserer Gesellschaft, sondern Rechtsradikalismus, der die Demokratie torpediere. Es müsse auf allen Seiten gearbeitet werden – vor allem in der Präventionsarbeit. Dabei sind wir auf Pädagoginnen und Pädagogen angewiesen, die eben auch Multiplikatoren und Repräsentanten von Demokratie sind. Und genau an diesem Punkt setzt der Förderverein Demokratisch Handeln e.V. immer wieder an, fordert auf und unterstützt mit seinen vielfältigen Projekten in der Demokratiepädagogik.

(Hannah Stalph & Anne Rosche, 16.07.2018, Jena)

Update: 17.07.2018 (TL)

Preisverleihung 2018

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