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Das Wuseum im Werder-Stadion an der Weser – Bericht von einem Stadtspaziergang

Der Sportverein SV Werder Bremen ist einer der bekanntesten Fußballclubs Deutschland. In unserem Spaziergang erhielten wir einen Einblick in dessen Geschichte und in Projekte der Antidiskriminierungs-AG. Denn Fussball ist ja nicht nur ein begeisternder Massensport, sondern bisweilen auch eine Verführung zur Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen und Menschengruppen.

Unsere Tour begann mit historischen Informationen und Eindrücken dieses Sportvereins. Bereits im Treppenaufgang zum Wuseum konnte man an den Wänden Hand- und Fußabdrücke von den bekanntesten Spielern Bremens sehen. Direkt am Eingang der Ausstellung waren zahlreiche Trophäen in einer fußballförmigen Vitrine aufgebaut, wie etwa der Europapokal, die Meisterschale und viele weitere Auszeichnungen, die der Verein im Laufe der Jahre gewann.

Auch alte Orginaltrikots und Schuhe der berühmtesten Werder-Spieler wurden im Wuseum gezeigt. Ein weiteres Highlight war der Werder-Trabi und eine Skulptur der Bremer Stadtmusikanten, die mit dem grün-weißen SV-Werder-Vereinsfarben geschmückt waren. Am Ende der Ausstellung gab es eine kleine Kino-Ecke mit Stadionssitzen, hier konnten wir das Flair des Stadions spüren und Ausschnitte von Spielen der Bremer verfolgen. Einen kurzen Blick in die Arena dieses immer noch führenden Bundesliga-Clubs konnten wir auch erheischen.

Neben all den historischen Sammlungen wurden wir vor allem auf die Sonderausstellung "Juden im deutschen Fußball und bei Werder Bremen" aufmerksam gemacht. Mit ihr setzt sich der Verein mit seiner Vergangenheit in der Nazi-Zeit auseinander. Es zeigte die Schicksale der jüdischen Mitglieder, wie beispielsweise des damaligen Vorsitzenden Alfred Ries, der sich vor und nach dem zweiten Weltkrieg aktiv für den Verein einsetzte.

In Anschluss daran haben wir uns mit aktuellen Problemen im Fußball beschäftigt. Ein Mitglied der Antidiskriminierungs-AG hat uns in die Gründe der Entstehung und in deren Arbeit eingeführt.

Auslöser für diese Initiative war ein Überfall durch Neonazis auf eine Feier, die im Stadion stattfand. Zwar gab es auch schon vorher Aktionen gegen die Szene der rechtsradikalen Fans, mit denen der SV Werder genauso zu kämpfen hat wie viele andere Liga-Vereine in Deutschland. Aber durch die neugegründete AG wurde der reaktive Aktionismus in eine strukturierte Fan-Arbeit mit integrativ-politischem Hintergvrund überführt. Nun wurde gezielt über Diskriminierung, Homophobie und Sexismus im Sport aufgeklärt und entsprechende Kampagnen gestartet. Ein wichtiger Erfolg ist etwa das Verbot von bestimmten Kleidungsmarken im Stadion, die in der Neonazi-Szene große und identifikationsgebende Bedeutung haben.

Danach kam es zum regen Austausch von Erfahrungen, die die Teilnehmer gemacht haben und zu einer Diskussion über die aktuellen Probleme im deutschen Profifussball und seiner vielfältigen Fanszenerie. Es ist deutlich geworden, dass nicht nur der Deutsche Fussballbund, sondern auch große Vereine wie eben SV Werder hier nicht passiv und achselzuckend jeder Fanregung gegenüber gleichgültig sein darf, sondern dass vielmehr gerade der Fussball in Deutschland eine Leitfunktion für Solidarität und Toleranz sowie gegen Rassismus, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt hat: Es liegt an den Clubs, die Freude am Fussball mit grundlegenden demokratischen Standards zu verbinden!

(Jena, Juni 2010, Nicole Pfeiffer)

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05.07.2010 (LR)

 
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