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Demokratiepädagogik - Grundlagen, Beispiele und Arbeit an schulischen Projekten bei einer Fachtagung am SBI in Meißen im September 2007

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Ein Bericht von Veit Polowy (Leipzig)

Über 20 Lehrerinnen und Lehrer – darunter im Rahmen eines LFB-Partnerschaftsprogramms auch eine Kollegin aus Griechenland – finden sich im Tagungszentrum Meißen des Sächsischen Bildungsinstituts (SBI) zu einem dreitägigen Seminar "Demokratiepädagogik – Herausforderungen für Schule und Projektarbeit" zusammen.

Zum Einstieg animiert Wolfgang Wildfeuer, sächsischer Regionalberater des Förderprogramms, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, in einem Interview von einem erfolgreichen Projekt in der Schule zu erfahren, wie darin demokratisch gehandelt wurde, welche Prinzipien der Demokratiepädagogik erlebbar gemacht wurden und wie darin Demokratie als Lebens- und Projektprinzip verstanden wurde.

Grundlagen im Gespräch

Als Interviewpartnerinnen finden sich Christina Burkhardt und Angela Eichler, Schülerinnen der 13. Klasse, die sich selbstbewusst befragen ließen und souverän Auskunft geben konnten. Die Zuhörerschaft erfährt dadurch, dass Christina und Angela zusammen mit einer weiteren Schülerin und einem Schüler mit ihrem Projekt auf das Phänomen der "Computerspielsucht" aufmerksam machen. Das Projekt lief ein Schulhalbjahr und wurde fächerverbindend im Leistungskurs Psychologie und Pädagogik sowie in Deutsch am Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales in Bremen-Neustadt durchgeführt. Ergebnis war ein Flyer mit dem Titel "Virtuelle Welten – Mein zweites Ich? Könnte das Ihr Kind sein??" für Eltern, damit diese Computerspielsucht bei ihren eigenen Kindern erkennen und dem vorbeugen können.

Dieses Interview bot eine geeignete "Weichenstellung" für das Seminar. Kurt Ohmann, einer der Moderatoren der Tagung, fasste die darin sichtbar werdenden Grundlagen zusammen: Zunächst handele es sich um ein fächerübergreifendes Unterrichtsprojekt. Von der das Projekt begleitenden Bremer Lehrerin Gitta Voigt-Sasse wurde angemerkt, dass Projekte fest an ihrer Schule verankert seien und jeweils nur kleine Gruppen von Schülern Projekte durchführen würden. So sei dieses Projekt eines von insgesamt zwölf Projekten des Jahrgangs gewesen. Weiterhin sei mit Computerspielsucht ein gesellschaftliches Problem bearbeitet worden, das auch eine originär demokratisch-politische Thematik habe. Ferner sei demokratiepädagogisch relevant, dass das Problem Jugendliche betreffe und einen aktuellen Bezug zu deren Lebenskultur habe, das Thema sei also ein Ernstfall. Maßgeblich für Demokratiepädagogik seien weiterhin die Art der Informationsbeschaffung, eine Umfrage in und außerhalb der Schule sowie die Befragung von Experten, die Beteiligung von Schülerinnen an der Zielsetzung, Planung und Durchführung des Projektes, die Wirkung auf Eltern und Öffentlichkeit, der Flyer als gegenständliches Werk und konkrete Aktion des Projekts und die Frage nach Nachhaltigkeit, in dem versucht wird, Aufklärung zu betreiben und bei gefährdeten Jugendlichen Verhaltensänderungen zu fördern.

Vorstellungsrunde – Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Seminar

Daran schloss sich eine Vorstellungsrunde an. Kurt Ohmann fasste die geäußerten Erwartungen und Befürchtungen im Anschluss an die Vorstellungsrunde wie folgt zusammen: Ein Projekt ist ein "ein voraus geworfenes Wagnis", was einerseits heißt, dass Schülerinnen und Schüler auch Themen bearbeiten, die nicht zwangsläufig von den Lehrkräften kommen müssen und die auch das Risiko des Scheiterns bergen. Weiterhin wurde deutlich, dass die Schulen Projekte organisatorisch zulassen und fördern müssen. Wenn eine Unterrichts- und damit Lernzeit von 45 Minuten Projektvorhaben beschränkt, solle man sich eben davon befreien, so Ohmann. Einige Teilnehmerinnen konnten aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es sich gelohnt habe, die Klingel auszuschalten und den 45 Minuten-Unterrichts-Takt abzuschaffen.

Die Seminargruppe erwartet u.a. einen Austausch von Ideen und Erfahrungen über erfolgreiche Strategien für eine Motivation von Lehrerkollegen und Schülerschaft für Projektvorhaben und gegen mögliches Scheitern. Sie wollen Hinweise dazu, wie die Persönlichkeit von Schülerinnen und Schülern durch Selbsttätigkeit gestärkt werden kann, wie junge Menschen zu Aktionen angeregt und für ein Thema sensibilisiert werden können, wie die Auswahl von Projekten durch die Schüler selbst, auch die Jüngeren, gestaltet werden kann und wie man Kooperationspartner außerhalb der Schule in Projekte einbindet.

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